Viele Fotografie-Einsteiger stehen am Anfang vor einer ganz praktischen Frage: Welche Kamera eignet sich gut für den Einstieg? Die Vielzahl an technischen Begriffen, Abkürzungen und Modellen kann schnell überfordern. In diesem Beitrag begleite ich dich durch den Angebotsdschungel, zeige dir und worauf es beim Kauf einer Kamera für Anfänger wirklich ankommt. Dabei geht es nicht um Marken oder teure High-End-Modelle, sondern um das, was für dich sinnvoll und bezahlbar ist. Technik soll dir helfen, nicht im Weg stehen.
Die wichtigsten Eigenschafen für den Kauf einer Kamera
Eine Kamera ist immer nur so gut wie die Person, die sie bedient.
Eine Kamera allein macht keine guten Fotos, es kommt darauf an, wie du sie nutzt. Hersteller und Werbung vermitteln gern das Gefühl, Technik sei der Schlüssel zum perfekten Bild. In Wahrheit ist sie jedoch nur ein Werkzeug. Entscheidend ist, dass du dich mit deiner Kamera wohlfühlst und sie intuitiv bedienen kannst. So wie ein gutes Messer dem Koch hilft, unterstützt dich die passende Kamera – aber sie ersetzt kein fotografisches Gespür.
Darauf kommt es an:
- Die Kamera sollte zu deinem Budget passen: Gebrauchtgeräte können eine sehr gute Option sein, dazu später mehr.
- Sie sollte gut in der Hand liegen: Du wirst nur gern damit fotografieren, wenn du dich sicher im Umgang damit fühlst.
- Manuelle Einstellungen sollten möglich sein: Achte darauf, dass du Blende, Verschlusszeit und ISO selbst steuern kannst, auch wenn du das nicht sofort nutzt.
- Das Menü sollte für dich übersichtlich sein: Finde heraus, ob du dich schnell zurechtfindest oder ständig im Menü suchen musst.
- 12 bis 24 Megapixel reichen völlig aus: Alles darüber hinaus ist für den Einstieg meist überflüssig. Wichtiger ist, dass du das Bild siehst.
Einsteiger Kamera für Naturfotografie
Das Auge macht das Bild, nicht die Kamera.
(Gisèle Freund, Berliner Fotografin, 1908 – 2000)
Bevor wir ins Detail gehen: Es gibt nicht die eine perfekte Kamera für alle. Technik ist kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug, und dieses Werkzeug sollte zu dir passen. Entscheidend ist, dass du mit der Kamera gerne arbeitest und dich nicht ständig mit der Bedienung herumschlägst. Ob Spiegelreflex oder Systemkamera, Canon oder Sony – das spielt in der Praxis eine kleinere Rolle, als viele denken.
Ich werde oft gefragt: “Ist eine Spiegelreflex besser als eine Systemkamera?” In Sachen Bildqualität sind beide auf Augenhöhe. Unterschiede liegen vor allem in der Handhabung, im Gewicht und in der Ausstattung. Um dir einen ersten Überblick zu verschaffen, habe ich die gängigsten Kameraarten mit ihren Vor- und Nachteilen gegenübergestellt. So kannst du besser einschätzen, welche Kameraklasse zu deinem Einstieg in die Naturfotografie passt.
Kameratyp | Vorteile | Nachteile | Geeignet wenn… |
---|---|---|---|
Kompaktkamera | - leicht und kompakt - Kein Auslöser-Geräusch - günstiger Preis | - Den meisten Modellen fehlt ein Sucher - Objektiv ist nicht austauschbar | du Anfänger bist und Dich mit der Fotografie nicht zu sehr befassen möchtest. |
Bridgekamera | - günstiger Anschaffungspreis - Zahlreiche manuelle Bedienelemente - Staubanfälligkeit des Sensors | - Objektiv ist nicht austauschbar | du dich ernsthaft in das Thema Fotografie einsteigen und nicht viel Geld ausgeben möchtest |
Spiegellose Kamera (Systemkamera) | - leichter und kompakter als eine DSLR - kein Auslösegeräusch - Wechselobjektive erhältlich - technisch robust | - geringere Auswahl an Objektiven und Zubehör verfügbar - kein Suchfeld, nur LCD-Display | du viel reisen, keine Kompromisse bei der Qualität eingehen und Wechselobjektive dabei haben möchtest |
Spiegelreflexkamera (DSLR) | - Große Auswahl an Wechselobjektiven und Zubehör - Zahlreiche manuelle Bedienelemente - Oftmals schnellerer Autofokus (geeignet bei fliegenden Vögel) - Längere Akkulaufzeit | - Teurer als andere Kameratypen - Kann sperrig und schwer sein - Die vielen Einstellmöglichkeiten können Anfänger überfordern | du die bestmöglichen, professionell aussehenden Fotos machen möchtest |
Smartphone-Kamera | - immer zur Hand - handlich und leicht - Fotos lassen sich direkt in Social Media veröffentlichten | - beschränkte Zoom-Möglichkeiten - keine Objektivaufsätze - schlechte Leistung bei schlechten Lichtverhältnissen | du spontan Momente festhalten willst, ohne eine separate Kamera mitzuführen |
Für dich als Einsteiger in die Fotografie empfehle ich also zunächst entweder eine Bridgekamera oder eine spiegellose Systemkamera. Preislich liegst du hierbei bei neuen Kameras zwischen 200 Euro (Bridgekamera) und 600 Euro (Spiegellose Systemkamera inklusive Objektiv).
Kamera Tipps für Einsteiger
Achte auf Handhabung, nicht auf Technik
Lass dich beim Kauf nicht von technischen Daten beeinflussen. Ein guter Verkäufer wird dir nicht einfach das teuerste Modell empfehlen, sondern sich auf deine Bedürfnisse konzentrieren. Statt mit Fachbegriffen anzugeben, hört er zu und hilft dir, eine Kamera zu finden, mit der du gut zurechtkommst.
Setze dir eine Preisgrenze
Viele fragen sich vor dem Kauf “Wie viel Geld sollte ich für eine Kamera ausgeben?” Scheue dich nicht, eine klare Preisgrenze zu nennen. Eine Kamera für 200 Euro ist nicht zwangsläufig schlechter als ein Modell für 1.000 Euro. Entscheidend ist, was du daraus machst – und das hängt nicht vom Preis ab.
Gebrauchte Kamera kaufen
Eine Kamera für Einsteiger muss nicht fabrikneu sein. Gerade wenn du nicht viel Geld in die Fotografie investieren möchtest, ist der Gebrauchtkauf eine sinnvolle Option. Ich empfehle dir jedoch, nicht über Privatverkäufer (zum Beispiel über Kleinanzeigen) zu kaufen, sondern bei Fachhändlern, die gebrauchte Kameras anbieten.
Diese stammen oft aus Rücksendungen oder sind generalüberholt (Refurbished). Auch auf Plattformen wie eBay oder Amazon findest du viele gewerbliche Händler, die geprüfte Gebrauchtgeräte verkaufen. Der Vorteil: Du bekommst ein voll funktionsfähiges Modell mit einem Jahr Gewährleistung, und kannst sicher sein, dass du keine defekte Kamera kaufst.
Welches Objektiv ist sinnvoll?
Wichtiger als die Kamera ist oft das Objektiv. Aber keine Sorge: Auch hier musst du dich nicht in Unkosten stürzen. Es ist das zentrale Werkzeug für die Bildgestaltung, und kann aus einer einfachen Kamera viel herausholen. Umgekehrt bringt dir das beste Gehäuse wenig, wenn das Objektiv nicht mithält. Ich empfehle dir an dieser Stelle keine konkreten Modelle. Die Auswahl ist zu groß und hängt stark vom Kamerasystem ab. Aber ich zeige dir, worauf du achten solltest, damit du für deine Ansprüche das passende Objektiv findest.
Brennweite
Jedes Objektiv hat einen Brennweitenbereich, also einen sogenannten Zoombereich. Dieser wird in Millimetern angegeben, zum Beispiel 18–55 mm. Er beschreibt, wie viel von der Szene du auf das Bild bekommst. Stell dir das Objektiv wie einen Bilderrahmen vor, den du vor dein Motiv hältst. Je größer der Bildwinkel (kurze Brennweite, zum Beispiel 18 mm), desto mehr Umgebung passt ins Bild – aber das Motiv wirkt weiter entfernt. Je enger der Bildwinkel (lange Brennweite, beispielsweise 55 mm), desto näher erscheint das Motiv – dafür siehst du weniger vom Umfeld.
Objektivarten
Das Objektiv wird oft als das “Auge der Kamera” bezeichnet, denn ohne Objektiv ist die Kamera blind. Schnell wirst du beim Einstieg in Begriffe wie Weitwinkel, Zoom oder Makro stolpern, ebenso wie auf Festbrennweite, Autofokus oder Bildstabilisator. Ich erkläre dir im Folgenden die wichtigsten Begriffe und helfe dir bei der Entscheidungsfindung für ein gutes Objektiv.
Objektiv-Typ | Vorteile | Nachteile | Geeignet für… |
---|---|---|---|
Weitwinkel (bis 35 Millimeter) | - Großer Bildwinkel - hohe Schärfentiefe | - Verzerrungen an den Rändern | - Natur- und Landschaftsfotografie - Architekturfotografie |
Festbrennweite | - Bessere Auflösung und Randschärfe | - Feste Brennweite - Schlechte Schärfentiefe | - Portraitfotografie |
Zoomobjektiv (bis 300 Millimeter) | - holt entfernte Objekte näher ran | - schlechtere Bildqualität, vor allem am Rand | Tierfotografie |
Superzoom-Objektiv (ab 300 Millimeter) | - holt sehr weit entfernte Objekte sehr nahe ran | - schlechtere Bildqualität, vor allem am Rand | Tierfotografie |
Makroobjektiv (30–105 Millimeter) | - Hohe Vergrößerung bei Nahaufnahmen | - Eingeschränkte Verwendung für andere Fotos | Nahaufnahmen von Pflanzen, Insekten, Kleinstobjekten |
Weitwinkelobjektiv
Weitwinkelobjektive sind besonders in der Landschafts- und Architekturfotografie beliebt, da sie es ermöglichen, große Szenerien einzufangen. Mein Objektiv hat eine Brennweitenbereich von 18 bis 55 Millimeter. Es ist nicht besonders lichtstark, trotzdem bietet es vielfältige Möglichkeiten für stimmungsvolle Aufnahmen, besonders bei gutem Licht.
Zoomobjektiv
Diese Objektivart ist sinnvoll, wenn du Motive fotografierst, die weiter entfernt sind und du nicht die Möglichkeit hast, nahe an sie heranzukommen. Das kann zum Beispiel bei Tierfotografie von Vorteil sein, denn viele Tiere sind scheu und lassen niemanden zu nah herankommen. Mein Zoomobjektiv hat eine Brennweite von 75–300 Millimeter.
Makroobjektiv
Ein Makroobjektiv wird typischerweise für Nahaufnahmen verwendet, um kleine Details und feine Strukturen in größerem Maßstab einzufangen. Es ermöglicht dir, extrem nah an das Motiv heranzukommen und gleichzeitig eine hohe Schärfe und Detailtreue beizubehalten. Die übliche Brennweite liegt bei 30–105 Millimeter.
Autofokus
Die meisten Objektive haben einen Autofokus. Das bedeutet, die Kamera stellt das von dir gewählte Motiv automatisch scharf, während du im manuellen Fokus das Objektiv händisch scharf stellen musst, bis du das gewünschte Objekt scharf fotografieren kannst. Ich fotografiere zu 99% im Autofokus, deswegen empfehle ich dir auch Objektive mit Autofokus zu kaufen, weil es schlicht bequemer ist. Zum Thema Fokussieren findest du in meinem Artikel Naturfotografie lernen ausführliche Infos.
Blende (Lichtstärke)
Die Blende am Objektiv ist eine Öffnung, die die Menge an Licht steuert, die auf den Bildsensor trifft. Sie funktioniert ähnlich wie die Pupille deines Auges: Wenn die Blende weit geöffnet ist (eine kleine Zahl wie zum Beispiel f/2.0), gelangt mehr Licht in die Kamera, wenn sie weiter geschlossen ist, gelangt weniger Licht hindurch. Mein Weitwinkelobjektiv hat eine Lichtstärke von f/4–5.6. Es gibt wesentlich lichtstärkere Objektive mit f/1.4, allerdings sind diese auch weitaus teurer. Überlege also, wie oft du bei wirklich schlechten Lichtverhältnissen fotografieren wirst.
Bildstabilisator
Diese Funktion ist in einigen Objektiven eingebaut, um Verwacklungen beim Fotografieren zu reduzieren. Wenn du die Kamera in der Hand hältst, können kleine Bewegungen oder Zittern deine Fotos unscharf machen. Der Bildstabilisator hilft, diese Bewegungen auszugleichen und sorgt für schärfere Bilder. Allerdings kann es bei schlechten Lichtverhältnissen oder langer Verschlusszeit dennoch zu Verwacklungen kommen. Diese Funktion ist also keine universelle Garantie gegen verwackelte Fotos!
Objektiv-Anschluss
Jeder Kamerahersteller hat seinen eigenen Anschluss für die Objektive, achte also beim Kauf eines Objektivs genau auf den Herstelleranschluss, diesen findest du im Datenblatt deiner Kamera. Der Anschluss ist besonders dann entscheidend, wenn du ein Objektiv nicht vom Kamerahersteller kaufst, sondern von einem Drittanbieter. Auch wenn im Produkttitel und oder in der Produktbeschreibung “Kompatibel mit XXX.” steht, muss das nicht zwangsläufig stimmen. Achte also genau auf den Anschluss und frage notfalls beim Händler nach. Ich rate dir jedoch ganz eindringlich von chinesischen Herstellern ab, auch wenn die Objektive sehr günstig sind, die Qualität ist es oftmals aus, Investiere hier lieber etwas mehr Geld und kaufe dir von namhaften Herstellern wie Tamron, Sigma oder Samyang.
Kamera für Einsteiger: Mein Fazit
Am Ende des Tages bleibt festzuhalten, dass es nicht die einzig wahre Kamera für Einsteiger gibt. Wähle deine Kamera nach deinen individuellen Bedürfnissen und Vorlieben aus. Achte darauf, ob die Kamera gut in deiner Hand liegt und ob du mit den Bedienelementen zurechtkommst. Denke über dein Budget und deine Fotografie-Gewohnheiten nach und lass dich mit dieser Liste im Fachhandel beraten. So wirst du deine perfekte Kamera für den Einstieg in dieses tolle Hobby finden.
Stehst du noch vor der Wahl einer Kamera oder hast du bereits eine gefunden? Teile deine Erfahrungen in den Kommentaren mit mir. Auch bei Fragen stehe ich dir gerne zur Verfügung. Wenn dir der Beitrag geholfen hat, hinterlasse bitte eine positive Bewertung.
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Häufige Fragen
Wie viel Geld kostet eine gute Kamera für Anfänger?
Gute Kameras für Einsteiger gibt es je nach Kameraart ab 200 Euro. Gebrauchte Kameras sind oftmals deutlich günstiger.
Welche Kamera für Fotografie ist am besten für Naturfotos?
Es gibt nicht DIE beste Kamera, denn die Faktoren sind individuell verschieden. Die technischen Voraussetzungen sind bei allen Herstellern gegeben, wichtiger als Technik ist, ob du mit der Kamera und deren Handhabung zurechtkommst.
Welche Kamera für Einsteiger macht die besten Fotos?
Alle aktuellen Kameras, egal von welchem Hersteller, machen tolle Fotos. Es gibt keine eine Kamera, die für alle Situationen und Fotografen gleichermaßen geeignet ist.
Welche Funktionen sind bei einer Kamera für Fotografie wichtig?
Programmmodi wie “Manueller Modus” und “Blendenautomatik” sind hilfreich, um sich zunächst auf das Fotografieren zu konzentrieren und sich schrittweise mit den technischen Details zu befassen. Ein Bildstabilisator ist bei einer Kamera für Fotografie ebenfalls emnpfehlenswert.
Weiterführende Links
Kamera kaufen – So findest du die richtige Kamera für dich
Welche Kamera ist die richtige für mich?
Fotografieren lernen: Das Objektiv / Was muss man wissen?
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