Schlechtes Licht begegnet dir öfter, als dir lieb ist: Im Wald am späten Nachmittag, an trüben Wintertagen oder in der Dämmerung. Wenn du weißt, wie du damit umgehst, ist Fotografieren bei schlechten Lichtverhältnissen deutlich weniger kompliziert. Oft entstehen genau dann Bilder mit Tiefe, Stimmung und Atmosphäre, wenn du mit wenig Licht gezielt für deine Bildaussage nutzt. Hier sind 6 praktische Tipps, wie du die Technik meisterst und stimmungsvolle Ergebnisse erzielst.
Manuellen Modus nutzen und Licht bewusst steuern
Der Automatik-Modus deiner Kamera gerät bei wenig Licht schnell an seine Grenzen. Fotografieren bei schlechten Lichtverhältnissen funktioniert am Besten im manuellen Modus (M), denn hier entscheidest du selbst, wie du das vorhandene Licht nutzen willst. Das gibt dir die volle kreative Freiheit, gezielt mit Bewegungsunschärfe zu spielen oder die feinen Lichtstimmungen genau so einfangen, wie du sie vor Ort erlebt hast.
💡 Praxis-Tipp: Lege zuerst die Blende fest, passend zur gewünschten Tiefenwirkung, und den ISO-Wert zuletzt. So behältst du die Kontrolle über Licht und Bildwirkung. Einen Spickzettel für unterwegs findest Du bei meinen Quick Tipps über das Belichtungsdreieck.
Niedriger ISO-Wert: Qualität statt Körnung
Hohe ISO-Werte führen zu sichtbarem Rauschen, besonders in dunklen Flächen und im Himmel. Das Ergebnis bei hohen ISO-Werten ist oft digitales Rauschen in den dunklen Bildbereichen. Stelle deswegen den ISO-Wert für die bestmögliche Bildqualität auf die niedrigste Stufe ein. Verlängere liebe die Belichtungszeit oder sorge für eine große Blende (alles unter f/8).
💡 Mein Tipp: Wenn du kein Stativ dabei hast und aus der Hand fotografierst, nutze die ISO-Automatik mit einer festgesetzten Obergrenze, damit die Bildqualität nicht unbemerkt in den Keller rutscht.
Fotografieren bei schlechten Lichtverhältnissen mit Langzeitbelichtung

Wenn du bei schwachem Licht fotografierst, ist eine der wirkungsvollsten Maßnahmen die Belichtungszeit zu verlängern. Je länger der Sensor Licht sammeln kann, desto heller wird das Bild, ohne dass du ISO oder Blende überstrapazieren musst. Eine Langzeitbelichtung von einer halben bis mehreren Sekunden bringt erstaunlich viel Licht ins Bild. Besonders wenn du fließendes Wasser in der Dämmerung, bei Nebel oder generell an dunklen Tagen. Ausführliche Tipps findest du in meinem Beitrag über Langzeitbelichtung.
💡 Mein Tipp: Nutze bei Belichtungszeiten von mehreren Sekunden unbedingt den Selbstauslöser oder einen Fernauslöser. Schon das bloße Drücken des Auslösers mit dem Finger erzeugt Schwingungen im Gehäuse, die zu feinen Unschärfen führen können.
Manuelles Fokussieren: Wenn der Autofokus aufgibt
Fotografieren bei schlechten Lichtverhältnissen heißt oft auch: zu wenig Kontrast für den Autofokus. Die Kamera stellt nicht scharf oder sucht ewig. In diesem Fall hilft der Manuelle Fokus (MF). Nutze die Vergrößerungsfunktion im Live-View-Modus deiner Kamera, um den gewünschten Bereich exakt zu schärfen, etwa eine leuchtende Pilzstruktur oder die Struktur einer Rinde im Dämmerlicht. Je mehr du das übst, desto sicherer wirst du auch bei schwierigen Lichtverhältnissen.
Ein stabiles Stativ ist dein wichtigster Helfer

Ohne Stativ wird es bei schlechten Lichtverhältnissen schnell frustrierend. Selbst die ruhigste Hand kommt irgendwann an ihre Grenzen, vor allem bei Belichtungszeiten jenseits der 1/30 Sekunde. Ein Stativ ist dein wichtigstes Werkzeug, wenn das Licht nachlässt. Ein stabiles Dreibeinstativ ist Gold wert. Wenn du gerne minimal unterwegs bist, tut es auch ein leichtes Reisestativ oder ein kleines Tischstativ, Hauptsache, deine Kamera steht sicher.
Achte darauf, dass das Stativ auch auf unebenem Untergrund wie Waldboden oder Kies einen stabilen Stand bietet. Bei Wind kannst du die Stabilität zusätzlich erhöhen, indem du deinen Rucksack als Gewicht unter die Mittelsäule hängst. Ich habe mir ein Manfrotto-Stativ gekauft, und bin auch 3 Jahre danach immer noch sehr zufrieden damit.
💡 Mein Tipp: Schalte unbedingt die Bildstabilisierung aus, wenn du ein Stativ nutzt. Und verwende entweder den Selbstauslöser oder einen Fernauslöser. So vermeidest du Verwacklungen schon beim Auslösen.
Nachbearbeitung: Nutze das digitale Entwicklungspotenzial
Ein dunkles Foto ist nicht automatisch ein schlechtes. Oft steckt in der RAW-Datei mehr drin, als du auf den ersten Blick siehst. Besonders bei Naturfotos lassen sich durch gezielte Nachbearbeitung in Programmen wie Lightroom oder Darktable tolle Ergebnisse erzielen.
Wichtige Werkzeuge dabei:
- Tiefen anheben: Details aus dunklen Bereichen zurückholen
- Weißabgleich korrigieren: Farbton natürlich anpassen
- Rauschreduzierung einsetzen: Feines Rauschen glätten, ohne Schärfe zu verlieren
- Lokal arbeiten: Nur bestimmte Bildbereiche aufhellen oder abdunkeln
Wenn du im RAW-Format fotografierst, eröffnen sich hier besonders viele Möglichkeiten – auch bei schwierigen Lichtverhältnissen.
Fazit
Fotografieren bei schlechten Lichtverhältnissen erfordert am Anfang etwas Geduld und die Bereitschaft, die volle Kontrolle über deine Einstellungen zu übernehmen. Doch die Mühe lohnt sich: Du wirst mit Aufnahmen belohnt, die eine ganz eigene, oft meditative Stimmung transportieren. Experimentiere mit den Werten und lerne, das sanfte Licht für deine Geschichte zu nutzen. Ich bin gespannt, welche Motive du bei deinem nächsten Ausflug in der Dämmerung entdeckst!
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Häufig gestellte Fragen
Wie fotografiere ich bei schlechtem Licht?
Fotografieren bei schlechten Lichtverhältnissen gelingt am besten, wenn du die Kontrolle über deine Kamera übernimmst. Nutze den manuellen Modus, verlängere die Belichtungszeit und halte den ISO-Wert möglichst niedrig. Ein Stativ hilft, Verwacklungen zu vermeiden und saubere Bilder zu erzeugen.
Wie kann ich das Fotografieren bei schlechten Lichtverhältnissen verbessern?
Erfahrung ist hier entscheidend. Verbesserung entsteht durch Übung und bewusste Entscheidungen. Fotografieren bei schlechten Lichtverhältnissen wird sicherer, wenn du deine Kameraeinstellungen ohne Nachdenken anpassen kannst und typische Lichtsituationen erkennst.
Welche Kameraeinstellungen verwende ich bei wenig Licht?
Entscheidend sind Belichtungszeit, Blende und ISO-Wert. Eine längere Belichtungszeit bringt mehr Licht ins Bild, eine offene Blende lässt mehr Licht auf den Sensor und ein niedriger ISO-Wert sorgt für bessere Bildqualität. Die richtige Kombination hängt immer vom Motiv und der gewünschten Bildwirkung ab.
Warum werden Fotos bei wenig Licht oft unscharf?
Unscharfe Bilder entstehen meist durch zu lange Belichtungszeiten oder durch Verwacklungen. Wenn wenig Licht vorhanden ist, verlängert die Kamera automatisch die Belichtungszeit. Ohne Stabilisierung reicht schon eine kleine Bewegung aus, um Unschärfe ins Bild zu bringen.
Warum funktioniert der Autofokus bei wenig Licht oft nicht?
Autofokus-Systeme benötigen Kontrast. Bei Dunkelheit, Nebel oder gleichmäßigen Flächen fehlt dieser Kontrast. Die Kamera findet keinen klaren Schärfepunkt oder sucht ständig nach Fokus. In solchen Situationen ist manuelles Fokussieren oft zuverlässiger.
Kann Nachbearbeitung schlechte Lichtverhältnisse ausgleichen?
Nachbearbeitung kann viel unterstützen, aber keine grundlegenden Fehler retten. Eine sauber belichtete RAW-Datei bietet Spielraum für Anpassungen bei Helligkeit, Kontrast und Rauschen. Je besser die Aufnahme, desto natürlicher wirkt das Ergebnis später.