Wolken bieten faszinierende Motive, da sie ständige Veränderungen und beeindruckende Strukturen am Himmel zeigen. Die Wolken Fotografie ermöglicht es, emotionale Stimmungen einzufangen: von dramatischen Gewitterwolken bis hin zu flauschigen Wolkenformationen. Doch wie schaffst du es, diese beeindruckenden Gebilde mit der Kamera einzufangen? Im 7. Teil meiner Beitragsreihe “Fotorezepte” gebe ich dir praxiserprobte Tipps und Tricks zum Wolken fotografieren, von der idealen Kameraeinstellung bis hin zur optimalen Tageszeit. Ich zeige dir, wie du Wolken in außergewöhnliche Bilder verwandelst!
Ausrüstung zum Wolken fotografieren
Nicht immer muss es eine teure Kamera sein, um tolle Wolkenfotos zu machen. Ich fotografiere Wolken hauptsächlich mit meinem Smartphone Xiaomi Redmi Note 11 Pro, denn das habe ich ohnehin immer dabei. Wie schon oft gesagt ist nicht die Kamera das Entscheidende in der Fotografie, sondern das du sie bedienen kannst und ein Blick für das Gesamtbild hast.
Zubehör wie Filter und Stativ bieten natürlich weitaus mehr Möglichkeiten, sind aber nicht zwingend notwendig, um beeindruckende Wolkenformationen einzufangen. Auch hier gilt: wenn möglich, fotografiere im RAW-Format, denn so hast du in der Nachbearbeitung weitaus mehr Möglichkeiten, ohne dass die Bildqualität darunter leidet.
Die richtigen Kameraeinstellungen
Die konkreten Einstellungen kommen natürlich immer auf die jeweilige Situation vor Ort an: Heller Sonnenschein, Abendrot nach Sonnenuntergang, etc. benötigen verschiedene Einstellungen. Wenn du tagsüber fotografierst kannst du dich an nachfolgende Einstellungen orientieren:
- Blende: Ich verwende eine Blende zwischen f/8 und f/16. An sonnigen Tagen brauche ich kein Stativ, da die Belichtungszeit kurz genug ist, um freihändig ein scharfes Foto machen zu können. Wenn ich beispielsweise Regenwolken fotografieren möchte, verwende ich eine kleinere Blendenzahl, oder eine längere Belichtungszeit — aber mit Stativ.
- Belichtung: Du kannst deine Kamera im A bzw. AV-Modus (Zeitautomatik) einstellen, damit überlässt du der Kamera das ermitteln der richtigen Belichtungszeit. Du stellst in diesem Programmmodus die Blende und den ISO-Wert ein. Eine Besonderheit ist die Langzeitbelichtung, dazu aber später mehr in den Fortgeschrittenen-Tipps.
- ISO: Den ISO-Wert stellst du so gering wie möglich sein, also je nach Model ist das zwischen 50 und 100.
- Weißabgleich: Wenn du Wolken fotografierst, stelle den Weißabgleich auch auf “Bewölkt” ein, um wärmere Farben zu bekommen, mit “Automatik” kannst du aber auch nichts falsch machen.
Wolken Fotografieren: Tipps für Anfänger
Du kennst nun die Kameraeinstellungen und möchtest deine ersten Schritte in der Wolkenfotografie machen? In diesem Abschnitt zeige ich dir einige Grundlagen und Techniken, um deine Wolkenfotografie loszulegen und deine ersten Erfolge zu erzielen.
Sei aufmerksam
Wolken verändern sich ständig. Das bedeutet, dass sich direkt über deinem Kopf oft tolle Fotomotive bilden. Ein kurzer Blick nach oben kann also nicht schaden. Vielleicht ist gerade eine spektakuläre Wolkenformation am Himmel, die du nicht verpassen solltest. Diese Wolken über dem Berg sehen aus wie Rauchzeichen, einige Minuten später waren sie weitergezogen und die Szene hätte nicht mehr gewirkt. Also: immer ein Auge auf den Himmel werfen, egal ob du unterwegs bist oder einfach nur im Garten bist. Du weißt nie, wann sich ein tolles Wolkenmotiv bildet.
Versuche einen minimalistischen Ansatz
Minimalismus ist in der Fotografie ein Stil, der sich auf das Wesentliche beschränkt und dennoch unglaublich eindrucksvoll sein kann. Nur eine einzelne Wolke am weiten Himmel kann besser wirken, als ein Foto eines extrem bewölkten Himmels. Nimm als Beispiel das obige Foto: es ist ein wolkenloser Himmel — fast zumindest, denn da ist diese kleine Wolke. Es hat etwas von Asterix und Obelix. Ganz Gallien ist von den Römern besetzt, bis auf das widerspenstiges Dorf. Diese Foto erweckt vielleicht mehr Interesse, als eine interessante Wolkenstruktur.
Beachte die Kompositionsregeln
Auch wenn die Wolken die Hauptdarsteller sind, kannst du ruhig einen spannenden Vordergrund, wie z.B. Pflanzen, Bäume oder Wasser mit einbeziehen. Achte aber darauf, das der Vordergrund nicht von der Wolke ablenkt, sondern nur das Bild insgesamt interessanter macht. Zudem sollte der bewölkte Himmel mindestens Zweidrittel des Bildes einnimmt. Die Drittelregel wirkt nicht nur vertikal, sondern auch horizontal.
Suche nach Kontrasten
Der Kontrast zwischen Hell und Dunkel kann die Wirkung des Bildes verstärken. Er verleiht deinen Bildern Tiefe und Dramatik und und wird den Betrachter aufmerksam machen. Halte besonders Ausschau nach hellen Vordergründen vor düsteren Wolkenformationen, so wie das Bild oben. Ein leuchtendes Feld mit Acker-Senf unter einem grauen Gewitterhimmel oder weiße Kirschblüten vor dunklen Regenwolken — solche Szenen bleiben im Gedächtnis und sorgen für Staunen.
Wolkenreflektionen im Wasser
Suche dir einen ruhigen See oder Teich, an dem sich die Wolken spiegeln. Die besten Ergebnisse erzielst du bei Windstille, wenn die Wasseroberfläche ganz glatt, oder nur ganz gekräuselt ist. Experimentiere mit verschiedenen Perspektiven und Blickwinkel, manchmal kann ein Schritt zur Seite die Spiegelung weitaus besser einfangen. Mit ein wenig Probieren kannst du fantastische Spiegelungen einfangen, die die Betrachter lieben.
Wolken Fotografieren: Tipps für Fortgeschrittene
Du beherrscht bereits die Grundlagen der Wolkenfotografie und suchst nach neuen Herausforderungen? In diesem Abschnitt zeige ich dir einige Tipps, um deine Fotos noch atmosphärischer und einzigartiger zu gestalten.
Benutze Filter
Filter sind in der Fotografie nützliche Helfer, die ich immer wieder gerne verwende. Ein Graufilter (ND-Filter) wirkt wie eine Sonnenbrille: es dunkelt das gesamte Foto gleichmäßig ab, ohne die Farben zu verändern. Ein (Grau)Verlaufsfilter reduziert die Kontraste zwischen Himmel und Landschaft, denn im Gegensatz zum ND-Filter wird hier nur ein Teil des Fotos abgedunkelt. Auf diese Weise kannst du hellen Himmel abdunkeln und dem dunklen Vordergrund anpassen.
Experimentiere mit Langzeitbelichtung
Wolken fotografieren mit Langzeitbelichtung macht die Wolken zu weichen, fließenden Formen, die sich über den Himmel bewegen. Dieser Effekt ist besonders bei schnell ziehenden Wolken oder bei Sonnenuntergängen mit Wolkenformationen effektiv. Belichtungszeiten ab 20 Sekunden machen die Wolken weich und bringen interessant Effekte hervor.
Es entstehen sogenannte Wolkenzieher, also der Effekt, bei dem die Wolken wie zerrissene Fäden oder Streifen über den Himmel gezogen werden. Hier ist ein Stativ unerlässlich, da die Kamera während der Belichtungszeit absolut still stehen muss. Am Besten hast du auch eine Fernbedienung (egal ob Kabelgebunden oder Infrarot), um auch beim Auslösen selbst die Kamera nicht zu bewegen.
Nicht bewegen
So banal dieser Tipp auch sein mag, aber während der Langzeitbelichtung muss die Kamera absolut unbeweglich sein. Achte deswegen, dass das Stativ fest am Boden steht und du alle Schrauben am Stativ fest zugedreht hast. Verwende zum Auslösen eine Fernbedienung, damit die Kamera absolut unbeweglich auf dem Stativ steht. Bei der Aufnahme oben habe ich händisch den Auslöseknopf gedrückt, die Kamera hat sich zwar kaum merklich nach dem Loslassen bewegt, aber das Ergebnis siehst du im obigen Foto. Das geht höchstens als abstrakte Kunst durch.
Wolken fotografieren zur Goldenen Stunde
Wolken fotografieren zur goldenen Stunde ist ein besonderes Erlebnis. Kurz nach Sonnenaufgang und kurz vor Sonnenuntergang verwandelt das warme, diffuse Licht den Himmel in ein farbenfrohes Spektakel. Die Wolken erscheinen in zauberhaften Rot- und Gelbtönen, die einfach zum Fotografieren einladen. Wenn die Sonne sie Wolken anstrahlt entstehen oftmals spektakuläre Fotos und interessante Wolkenstreifen können zum Vorschein kommen.
Mache ein Zeitraffer-Video
Manche Smartphones bieten im Videomodus eine Zeitraffer-Funktion, ich nutze die Funktion “Hyperlapse” meiner DJI-Drohne. Ich gebe die Länge des fertigen Videos an und in welchen Abstand die Drohne Fotos machen soll. Die Drohne berechnet die Anzahl der Fotos und erstellt am Ende automatisch ein Zeitraffer-Video. Je länger die Videodauer und je länger die Abstände zwischen den Fotos sind, umso länger muss die Drohne in der Luft bleiben, was natürlich Akku-Leistung kostet!
Fotorezepte für die Wolken Fotografie
Nachfolgend gebe ich dir nun einige Fotorezepte zur Hand, die du jederzeit ausprobieren kannst. Ich verrate dir die jeweilige Kameraeinstellung und wann das Foto entstanden ist, so kannst du ganz leicht versuchen solche Fotos selbst nachzumachen.
Aufgenommen Ende September mit Canon EOS 2000D am Nachmittag
Blende: f/12
Belichtungszeit: 1/500 Sekunden
ISO: 100
Aufgenommen Mitte Oktober mit dem Smartphone am frühen Abend
Blende: f/1,9
Belichtungszeit: 1/2000 Sekunden
ISO: 50
Aufgenommen Anfang Oktober mit dem Smartphone am späten Nachmittag
Blende: f/1,9
Belichtungszeit: 1/2500 Sekunden
ISO: 50
Aufgenommen Anfang Oktober mit dem Smartphone am späten Nachmittag
Blende: f/1,9
Belichtungszeit: 1/2500 Sekunden
ISO: 100
Aufgenommen Mitte April mit der Drohne DJI Mavic 2 Pro am späten Nachmittag
Blende: f/11
Belichtungszeit: 1/60 Sekunden
ISO: 100
Aufgenommen Mitte Oktober mit Canon EOS 2000D am frühen Abend
Blende: f/6,3
Belichtungszeit: 1/25 Sekunden
ISO: 100
Aufgenommen Ende September mit Canon EOS 2000D am Nachmittag
Blende: f/16
Belichtungszeit: 1 Sekunde
ISO: 100
Aufgenommen Anfang Januar mit dem Smartphone am späten Nachmittag
Blende: f/1,9
Belichtungszeit: 1/500 Sekunden
ISO: 200
Weiterführende Links
Die besten Zeitraffer-Apps für iPhone und Android
Wolkenfotografie – meine schönsten Wolkenbilder
Wolken fotografieren: Zur rechten Zeit am rechten Ort
Fazit
Die Wolken Fotografie ist ein faszinierendes Thema, das viele Möglichkeiten bietet, um beeindruckende Fotos zu machen. Mit den genannten Tipps und Fotorezepten kannst du die Schönheit der Wolken einfangen und unvergessliche Momente festhalten.
Hast du schon Erfahrungen mit der Wolkenfotografier gemacht? Schreibe deine Gedanken und/oder Fragen in die Kommentare! Wenn du den Beitrag hilfreich findest, lasse bitte eine positive Bewertung hier. Es kostet dich nur 1 Sekunde und hilft mir, dich auch weiterhin mit informativen Beiträgen zu versorgen.