Naturfotografie lernen ist wie Kochen: Es erfordert Übung, Spaß und ein gewisses Grundverständnis. Du musst nicht erst um die halbe Welt reisen, um beeindruckende Fotos zu machen, denn schöne Motive findest du auch direkt vor deiner Haustür. Ich gebe dir heute einige Zutaten an die Hand und zeige dir grundlegende Gestaltungstipps. Mit meinen praktischen Tipps und einfachen Anleitungen wird Naturfotografie leicht gemacht.
Fotografie ist
- 25% Theorie, in denen du die technische Seite der Fotografie lernst
- 75% Praxis, in denen du das theoretische Wissen verinnerlichst und durch viel Übung Routine erlangst
Was du mitbringen musst, ist die Liebe zur Natur, der Rest ist Übungssache.
Kamera und Ausrüstung für Naturfotografie
Die beste Kamera ist die, die du dabei hast und bedienen kannst, egal ob Spiegelreflexkamera oder Smartphone. Bedenke, dass nicht die Kamera das Foto macht, sondern du. Das wirklich Wichtige ist eine Kamera, die
- zu deinem Budget passt (es gibt auch sehr gute gebrauchte Kameras)
- gut in deiner Hand liegt und die du gut bedienen kannst
- die Möglichkeit hat, manuelle Einstellungen vorzunehmen (Wechseln zwischen verschiedenen Programmeinstellungen wie Zeitautomatik, Blendenautomatik und Manueller Modus)
- 12 bis 24 Megapixel hat (alles, was darüber hinausgeht, ist für die Bildqualität irrelevant).
Sofern die Kamera nicht bereits ein Weitwinkelobjektiv enthält, kauf dir eines (Hilfe für eine Kaufentscheidung findest du in meinem Artikel “Kamera für Anfänger”), das mit deiner Kamera kompatibel ist. Jetzt fehlen noch eine SD-Karte, ein Ersatz-Akku und ein Akku-Ladegerät. Mehr brauchst du für den Einstieg in die Fotografie.
Naturfotografie lernen: Verstehe die Grundlagen
Der Automatikmodus ist praktisch, aber er schränkt dich in deiner Gestaltungsfreiheit ein. Er ist wie Kochen nur mit Salz und Pfeffer. Damit kannst du zwar dein Essen würzen, ist aber langweilig, denn erst durch andere Gewürze gibst du dem Essen eine ganz besondere Note. In der Fotografie gibt es 3 wichtige Einheiten, die sich gegenseitig beeinflussen, das sogenannte Belichtungsdreieck:
- Blende (sie bestimmt, wie viel vom Bild scharf abgebildet sein soll)
- Belichtungszeit (je kleiner die Blendenzahl, desto kürzer die Belichtungszeit und umso dunkler wird das Foto)
- ISO (Lichtempfindlichkeit in aller Regel ist 50 oder 100 völlig ausreichend)
Das alles ist am Anfang verwirrend, aber weißt du was? Es ist wie Fahrrad fahren ohne Stützräder. Du kannst es nicht von Anfang an sicher und unfallfrei, und doch hast du es geschafft. Definiere zuerst die Blende, dann die Belichtungszeit und erst am Schluss kümmerst du dich um den ISO-Wert. Diesen musst du aber nur in dunkler Umgebung erhöhen. Also hab keine Angst davor, durch Übung wirst auch du sehr schnell das Zusammenspiel der drei Komponenten verinnerlicht haben.
Am Anfang kannst du dich nach der Belichtungsanzeige deiner Kamera orientieren (Abbildung 2). Am unteren Displayrand siehst du eine Leiste. Achte darauf, dass während dem Fokussieren der Strich in der Mitte ist (siehe Abbildung 2). Dies ist für den Anfang ein guter Richtwert, auch wenn er nicht immer zu 100% zutrifft, aber das herauszufinden kommt mit zunehmender Erfahrung. Was die einzelnen Einstellungen bedeuten, erkläre ich dir im nachfolgenden Abschnitt.
Blende (Blendenöffnung)
Die Blende ist wie die Pupille unseres Auges und steuert die Schärfentiefe. Je kleiner die Zahl ist (beispielsweise 2 oder f/2), desto unschärfer ist der Hintergrund; eine hohe Blendenzahl (wie f/16) bildet das gesamte Bild scharf ab. In der Naturfotografie ist in aller Regel eine Blende zwischen f/8 und f/16 ein guter Anhaltspunkt. Wenn das Motiv nahe ist und ich keine weite Landschaft einfangen möchte, verwende ich eine kleine Blendenzahl (beispielsweise f/4).
Verschlusszeit (Belichtungszeit)
Die Verschlusszeit ist wichtig, um deine Fotos richtig zu belichten. Eine große Zahl (wie 1/500) friert Bewegungen ein, ideal beispielsweise beim Bienen fotografieren oder Fotografieren von fließenden Wasser. Lange Belichtungszeiten in der Naturfotografie hast du beispielsweise beim Fotografieren des Sternenhimmels; hier sind Werte von bis zu 20 Sekunden üblich.
Wenn du am Anfang noch unsicher bist, kannst du auf deiner Kamera im Menü den Programmmodus “Zeitautomatik” auswählen (A oder AV). In diesem Modus gibst du die Blende und den ISO-Wert an, die Belichtung übernimmt deine Kamera.
ISO
ISO beschreibt die Lichtempfindlichkeit des Sensors. Ein höherer ISO-Wert ermöglicht es, Bilder auch bei schwachem Licht zu machen. Allerdings kann ein zu hoher ISO-Wert zu Bildrauschen führen, was die Bildqualität beeinträchtigt. Es besteht also eine Balance zwischen Licht und Qualität. In Innenräumen, bei Nacht oder bei schlechten Lichtbedingungen (wie bei regnerischem Wetter, vor allem im Wald) verwendest du am besten einen ISO-Wert zwischen 400 und 800.
Überprüfe vor jedem Foto die ISO-Einstellung. Es wäre schade, wenn du an einem sonnigen Tag versehentlich eine ganze Reihe überbelichteter Bilder aufgenommen hast, weil du am Vortag mit hohem ISO-Wert fotografiert hast. Am nachfolgenden Beispiel erkennst du die Auswirkung eines zu hohen ISO-Werts. Beide Fotos haben exakt die gleiche Kameraeinstellung — bis auf den ISO-Wert.
Weißabgleich
Der Weißabgleich kann die Farbtemperatur deines Fotos verändern und es eher wärmer oder kälter erscheinen lassen. Ich fotografiere zu 95% mit der Einstellung “Tageslicht”, wenn ich tagsüber Fotos mache. Im Winter verwende ich auch gerne mal die Einstellung “Schatten”.
Anhand der beiden Fotos oben siehst du, welchen Unterschied der Weißabgleich machen kann. Beide Fotos wurden mit den gleichen Kameraeinstellungen gemacht, einzig der Weißabgleich ist links “Tageslicht” und rechts “Bewölkt”. Das gleiche Foto zur selben Zeit kann so unterschiedlich wirken.
Praxisübung: Das Belichtungsdreieck in Aktion
Lerne, wie sich Änderungen an den Einstellungen des Belichtungsdreiecks auf das Erscheinungsbild deiner Fotos auswirken. Nutze dazu den Spickzettel. Gehe raus, fokussiere ein bestimmtes Motiv (beispielsweise einen freistehenden Baum) und fotografiere es mit verschiedenen Einstellungen. Analysiere zuhause deine Fotos und lerne daraus. Was hast du gut hinbekommen, was noch nicht so gut? Verzweifle nicht, wenn deine Fotos nicht so werden wie die Fotos, die du dir als Inspiration ausgedacht hast. Der bedeutende Fotograf Helmut Newton sagte: “ ‘Die ersten 10.000 Fotos sind die schlechtesten.”
Grundlagen der Bildgestaltung lernen
Herzlichen Glückwunsch! Du hast den technischen Aspekt geschafft und hast bis hierhin durchgehalten. Nachfolgend zeige ich dir einige grundlegende Gestaltungsbeispiele für die Naturfotografie, die als Leitfaden und Ideenratgeber gedacht sind, wie du deine Fotos spannender gestalten kannst.
Vordergrund mit einbeziehen
Motiv einrahmen (Framing)
In meinem Bericht über Bildkomposition in der Naturfotografie gehe ich ausführlich auf verschiedene Techniken der Bildgestaltung ein und zeige dir, wie du deine Fotos gekonnt in Szene setzen kannst.
Richtig fokussieren
Im nachfolgenden Abschnitt zeige ich dir die Grundlagen des Fokussierens. Vereinfacht ausgedrückt gilt diese Faustformel:
- Große Blendenöffnung (beispielsweise f/2.8) = unscharfer Hintergrund
- Kleine Blendenöffnung (beispielsweise f/16) = scharfer Vorder- und Hintergrund
Fokussieren kannst du im Autofokus oder manuellen Fokus (siehe Abbildung 17), doch solange du nicht in der Dunkelheit fotografierst, verwende den Autofokus. Richte den roten Fokuspunkt auf das Hauptmotiv und drücke den Auslöseknopf halb durch. Sobald sich der Rahmen grün färbt und/oder die Kamera einen Piepton von sich gibt, hat die Kamera das Motiv scharfgestellt und du kannst den Auslöseknopf nun ganz durchdrücken.
Hole Dir Feedback von einem ehrlichen Freund
Dieser Tipp gilt nicht nur für die Naturfotografie: Zeige deine besten Fotos einem Freund, der nicht automatisch alles gut findet, nur weil es von dir kommt. Da du zu nah an deinen Bildern bist, fokussierst du dich eventuell zu sehr auf die technischen Aspekte deines Bildes, aber nicht auf die Emotionen. Dein Freund oder deine Freundin wird dir ehrliches Feedback geben und sagen, was ihm oder ihr an deinem Foto gefällt und was nicht. Auch ich befolge diesen Tipp und erhalte dadurch ungefilterte Kritik, die mir in meiner fotografischen Entwicklung immer noch weiterhilft.
Naturfotografieren lernen: Fazit
Ich hoffe, dir haben diese Gedanken und Tipps zur Verbesserung deiner Naturfotografie gefallen. Lass dich nicht entmutigen, wenn dir nicht auf Anhieb tolle Fotos gelingen und/oder nicht jedes Foto perfekt ist. Jedes Foto ist eine wertvolle Lektion und bringt dich auf deinem fotografischen Weg voran, auch die Misslungenen. Übung macht den Meister, aber vergiss nie: Spaß ist das Wichtigste beim Fotografieren.
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Fragen zur Naturfotografie
Welche Kamera eignet sich am besten für die Naturfotografie?
Es gibt nicht “die beste Kamera” und es ist auch egal ob du ein Smartphone oder eine Digitalkamera nutzt. Wichtig bei einer DSLR-Kamera ist, dass sie gut in der Hand liegt und Du sie gut bedienen kannst.
Welches Objektiv ist ideal für Naturaufnahmen?
Ein Weitwinkelobjektiv (etwa 16–35 Millimeter) ist perfekt für Landschaftsfotografie, da es einen großen Bildausschnitt erfasst und beeindruckende Landschaftspanoramen ermöglicht.
Wann ist die beste Tageszeit für Naturfotos?
Die sogenannte “Goldene Stunde” kurz nach Sonnenaufgang und vor Sonnenuntergang bietet weiches, warmes Licht und lange Schatten, das Deine Aufnahmen verzaubert. Du kannst jedoch zu jeder Tageszeit schöne Landschaftsaufnahmen machen.
Wie kann ich Bewegungsunschärfe in meinen Aufnahmen verhindern?
Wähle eine ausreichend schnelle Verschlusszeit, um Verwacklungen zu minimieren oder nutze bei längeren Belichtungszeiten ein Stativ.
Wie kann ich mehr Tiefe in meine Fotos bringen?
Nutze Vordergrundelemente wie Felsen, Pflanzen oder Strukturen, um Tiefe in deine Bilder zu bringen und den Betrachter ins Bild zu führen.
Ist die Nachbearbeitung meiner Fotos wichtig?
Die Nachbearbeitung kann den Unterschied zwischen gut und fantastisch ausmachen. Bearbeite Deine Fotos leicht, um Farben und Kontraste zu optimieren, aber achte darauf, dass die Aufnahmen trotzdem natürlich wirken.
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